Eigentlich war der Urlaub schon verplant und wir wären so oder so im Wallis gelandet, allerdings erst 2 Wochen nach den nun verbrachten wunderbaren 5 Tagen Ende August 2018 und dann auch auf einem Campingplatz. So allerdings haben wir 2 Tage vor dem Beginn des Urlaubs alles spontan komplett umgeworfen und uns direkt auf den Weg nach Unterbäch gemacht. Das war sicher die richtige Entscheidung, denn wir haben fantastische Tage dort verbracht.
Die Hütte verspricht Entschleunigung, bringt aber nicht nur dies, sondern vielmehr:
Sie weckt, beflügelt, beschwingt, spornt an, lässt einen einfach ganzheitlich runter kommen und heizt damit die Neugier auf jeden Tag neu an. Apropos heizen, alles was wir im Sommer mit dem Holz machten, war den Ofen für Brot, Pizza und natürlich den morgendlichen Kaffee anfeuern. Naja, nicht alles, da ist ja auch noch der riesige Badebottich, den wir tatsächlich 2 Mal erhitzt haben und darin die wunderbare Aussicht auf die Berge gegenüber genossen haben. Ein super Erlebnis! Es dauerte etwa 1 Stunde bis der Bottich für uns 5 ausreichend gefüllt war, dann weitere 3-4 Stunden bis er mit eigenhändig gehacktem Holz warm geworden war. Nach einer weiteren Stunde kam er einem Hot-Tub Feeling gleich und wir hatten unseren ausgiebigen Spaß!
Aber nun der Reihe nach Wir sind am Sonntagabend angekommen und haben uns in aller Ruhe noch eingerichtet.
Am ersten Tag waren wir einfach da, besprachen uns mit Reto, der von der ersten Sekunde an ein super Gastgeber, Tippgeber, Geschichtenerzähler war, und ließen die Kinder das Dorf über die angelegte Schnitzeljagd gemeinsam mit dem kleinen Jack erkunden. Sie waren echt lange unterwegs und hatten vollen Spaß. Wir erkundeten auch, besorgten uns im Tourismusbüro die Gästekarte und mieteten ein E-Auto für erstaunlich wenig Geld um in Visp noch die für die nächsten Tage erforderliche Wanderausrüstung aufzustocken! Das ging super schnell, in 20 Minuten waren wir da.
Später stand selbstgemachte Pizza auf dem Programm, die hervorragend schmeckte!! Den Abend ließen wir mit gemeinsamen Spielen in der Hütte ausklingen.
Am 2. Tag begrüßte uns die Walliser Sonne und weckte alle Wandergeister, wir machten uns auf, eine 3- bis 5-stündige Tour von der Brandalp (dahin kommt man mit der Gästekarte umsonst mit dem Sessellift) bis hin zur Moosalp, über den tollen Aussichtspunkt am Stand, zurück zu wandern. Der Weg führt entlang einer Märchenlandschaft mit jahrhundertealten Suonen (Bewässerungskanälen) über Kuhweiden zum wahrlich bemerkenswert guten Restaurant Moosalp und war wirklich wunderschön. Wir machten Schnitzpausen, bewunderten die Aussicht, saugten die Natur auf und begrüßten 2 Eringer Kühe, die gerade ihren Machtkampf ausfochten als wir vorbei kamen. Ein Kuhkampf ganz umsonst und in freier Wildbahn. Toll … dachten wir, bis die zwei dann auf uns zu galoppierten und sichtlich aggressiv wirkten! Wir wollten keine Konkurrenzansprüche stellen und wichen ihnen fluchtartig über die Elektrozäune aus. Die Kinder waren etwas geschockt; die Eringer Kühe sind schon eine sehr imposante Rasse!!
Als wir nach dem tollen Mittagessen und einer weiteren kleinen Pause auf dem Stand auf dem Rückweg mal zwei Leuten begegneten, fragten wir sie nichtsahnend nach der Uhrzeit und die Antwort haute uns schlicht aus den Wanderstiefeln. Unsere Bio-Genuss-Uhr war vielleichtbei 15 Uhr angekommen, die Uhr dieser zwei Ortsansässigen zeigte jedoch bereits 18:35 Uhr!!!
Da hatten wir uns um schlappe 3einhalb Stunden verschätzt, so ganz ohne Handy und Uhr unterwegs!Nach zwei Stichen neben einem Wespennest und weiteren, dieses Mal meist trockene Suonen ging es dann zurück und wir kamen nach der letzten Fahrt des Sessellifts an, die um 17 Uhr gewesen wäre, nämlich um 19:30! Die letzten 400 Höhenmeter wären in dem Zustand nach nunmehr beinah 9einhalbStunden auf den Beinen einfach der Exitus gewesen und so hatten wir die Ehre Fridolin kennen zu lernen, der uns mit seiner Pritsche mit nach unten genommen und bei Reto abgesetzt hat, den er natürlich kannte. Unterbäch sei eine sehr intakte Dorfgemeinschaft und jeder kenne jeden. Bei der Gelegenheit räumte Fridolin kurzerhand auch mit so beinahe allem auf, was wir den Kindern zur Beruhigung in der „Wildnis“ erzählt hatten. Zum einen hatten wir beschwichtigt, hier gäbe es keine Wölfe, und Bären schon gar keine, allemal Murmeltiere, Gämse, Rehe und evtl. Schlangen. Die hatten wir alle gesehen. Fridolin nahm uns diesen Glauben recht einfach und erzählte, dass es durchaus Wölfe gäbe, die das ein oder andere Schaf oder Zicklein reißen würden. Die Kinderaugen wurden groß und größer, als er dann sagte, dass die aus den Abruzzen durchwandernden Bären aber den größten Schaden anrichteten, war das Staunen groß und wir lagen einander vor Lachen in den Armen.
Abends stand noch Essen auf dem Plan, das waren dann exquisite Spaghetti mit Fertig-Pesto, da wir alle fix und fertig waren.
Am 3. Tag gönnten wir uns einen ruhigen Tag rund um die Hütten. Holz hacken in der Frühe, anschließendes Anheizen von Ofen und Badebottich, Schnitzen, Wasserschlachten, ein bisschen Lesen, Spielen, das wohl verdiente und ausgiebige Baden im Bottich mit Schnorcheln und Taucherbrillen, kurzer Einkauf und später selbst gebackenes Brot waren Punkte des entschleunigten Tages.
Später gesellten sich Reto und Kitty mit Jack zu uns und wir hatten einen sehr schönen Abend, tauschten Geschichten aus, gaben unser Feedback, machten unsererseits Vorschläge für die Anlage und verabredeten uns am nächsten Morgen um 9 Uhr vor Retos Haus. Er wollte uns mit zu der anderen Hütte an der Moosalp nehmen, von der aus wir unsere Besteigung des March, oder gar des Augstbordhorns starten wollten.
4. Tag: Die Kinder hinten in den geschlossenen Pick-up, was diese sehr genossen, starteten wir über Waldwege hoch zum Ausgangspunkt unserer Gipfelwanderung. Reto hatte erneut Interessantes zu erzählen, von der anderen Hütte im tiefen Schnee und anderen verlassenen Hütten am Wegesrand. So war die Fahrt kurzweilig und wir kamen bei strahlendem Sonnenschein an. Nach kurzer Inspektion der ebenfalls tollen Moosalp-Hütte (die echt ganz verlassen am Berg liegt) starteten wir unsere Wanderung, die einen gänzlich anderen Charakter hatte als die erste Wanderung. Dieses Mal ging es hoch hinaus von ca. 2100m auf 2972 Höhenmeter. Über einen Rücken mit Aussicht auf beiden Seiten, die 4000er der Umgebung stets im Blick und an Schneefeldern vorbei, auf denen die Kinder ihren Spaß hatten, haben wir es tatsächlich bis nach ganz oben geschafft. Unser kleinster mit 7 Jahren war sicher einer der jüngsten Besucher des Gipfels des Augsbordhorns. Der Abstieg erfolgte auf einem anderen Weg Richtung Unterbäch wieder hin zur Brandalp, wo wir nach insgesamt 7einhalb Stunden ankamen aber dieses Mal den Lift nahmen. Ein echt genialer Tag und eine sehr eindrückliche Wanderung!! Ursprünglich hatten wir vor, zur Turtmannhütte zu fahren und von dort aus hoch zu wandern, Richtung Barrhorn. Retos Vorschlag, doch einfach in der direkten Umgebung zu bleiben, erwies sich als absolut richtig und genauso hat sich alles ergeben, wie es am besten passte.
Wir haben alle zusammen unseren bisher höchsten Gipfel erklommen, die einzigartige Natur erlebt, super nette Leute an allen Ecken kennen gelernt, Holz gehackt, Handy entzogen, uns zeitlich am krassesten verschätzt und damit eine wundervolle und doch kurzweilige 10-Stunden-Wanderung unternommen, Feuer gemacht, Quellwasser geschleppt und getrunken , den Kühlschrank gegossen, Tiere in freier Wildbahn erlebt, Gipfelerfahrung gesammelt, lecker gegessen und Stöcke geschnitzt, die natürlich doch nie fertig werden….
Am 5. und letzten Tag haben wir in aller Ruhe gepackt und aufgeräumt, die Kinder haben gespielt und wir sind erst am Nachmittag losgekommen. Mit einer Riesenmenge an Eindrücken und Erfahrungen sind wir sehr glücklich über die 5 entspannten und digital enthaltsamen Tage abgereist, allesamt mit dem Wissen, dass wir sehr gerne noch länger geblieben wären, aber da warteten noch andere Highlights und Verabredungen in Italien in den folgenden 2 Wochen auf uns.